Mich hat die Reiselust übrigens Ende Oktober wieder erwischt. LH 728 brachte mich von Frankfurt nach Shanghai. Schon kurz nach der Landung auf dem Flughafen Pudong konnten wir alle ahnen, dass dieses Mal die Ankunft ganz anders ablaufen wird als vor Corona. Die chinesische Regierung nimmt Corona sehr ernst, will seine Bevölkerung schützen und verfolgt deshalb eine Null-Covid-Politik.
Es dauert eine ganze Weile, bis wir aussteigen können. Unser Terminal ist menschenleer, alles mit Plastikfolien abgedeckt und Gestalten in blauweisen Schutzanzügen empfangen uns. Bis wir zur Passkontrolle kommen und unser Gepäck empfangen können, dauert es mehrere Stunden. Immer wieder wird die Temperatur gemessen. An mehreren Stationen müssen wir einen QR-Code scannen, dann zahlreiche Daten in das Handy eingeben und bei Erfolg gelangt man bis zum nächsten Kontrollpunkt. So klingt Fortschritt im Corona-Zeitalter. Abgefragt werden immer die gleichen Infos, regelmäßig in chinesischer Sprache. Ohne Hilfe ist es für einen Ausländer nahezu unmöglich, die gewünschten Formulare auszufüllen. Aber irgendwann klappt es doch.
Weiter geht es zur Teststation, bei der sicher zwischen 60 und 80 Personen gleichzeitig getestet werden können. Das ist endlich auch überstanden. Nun stauen sich die Ankommenden an einem weiteren Kontrollpunkt. Das gleiche Spiel, Temperatur messen, einen bestimmten QR-Code scannen, und endlich ist die Passkontrolle erreicht. Danach geht es zum Gepäckband. Die Koffer kreisen dort schon seit Stunden umher. Aber auch jetzt können wir den Flughafen noch nicht verlassen. Ich habe mir in Shanghai den Minhang-Bezirk als Adresse ausgesucht. Jetzt muss ich wie alle anderen auf den Shuttle-Bus zum Quarantäne-Hotel des jeweiligen Bezirks warten. Immerhin fast neun Stunden nach der Landung erreiche ich dieses endlich.
Drei Wochen Quarantäne, davon zwei in einem kleinen Hotelzimmer, dessen Tür ich nur zum Empfang der Mahlzeiten, zum täglich zweimaligen Temperaturmessen und zu den diversen PCR-Tests öffnen darf, warten auf mich. Aber auch diese Tage gehen vorbei. Schneller sogar, als ich dachte. Der Vorteil: endlich einmal keine Termine bis auf ein paar Videokonferenzen. Die Kommunikation funktioniert ausschließlich über die Wechat-Gruppe, in die man sofort integriert wird: „Die Stewards haben das Mittagessen im 7. Stock vor die Türen gestellt. Sie können es jetzt reinholen“. Ohne Wechat funktioniert nichts, mit dagegen fast alles.
Die dritte Quarantänewoche ist zumindest im liberalen Shanghai entspannt. Privat oder im Hotel kann man diese verbringen und muss sich quasi selbst beobachten. Das bedeutet, zweimal am Tag an die Gesundheitskommission des zuständigen Bezirks die Temperatur durchgeben und an zwei vorher bestimmten Tagen zum PCR-Test in eine Klinik gehen. Wer das alles erfolgreich absolviert, erhält automatisch einen grünen Code und kann losreisen. Allerdings sollte jeder vorher klären, in welche Region oder Stadt er fahren möchte. Einige verlangen einen weitere Woche Quarantäne und viele einen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Wir können das alles übertrieben finden, doch in China gibt es pro Tag zwischen 40 und 180 Neuinfektionen. Die Behörden reagieren extrem rigoros auf jeden einzelnen Fall. Das Ergebnis gibt ihnen Recht. Hier stirbt niemand an Corona. Maskenpflicht für alle, kein Problem. Impfen, kein Problem. In China holen sich fast alle den Picks ab. Ohne Impfpflicht. Stories über Verweigerer gibt es in den Medien nicht, denn diese interessieren in China einfach nicht. Und warum sollte jemand leichtfertig eine Erkrankung riskieren, denn die Behandlung beim Arzt kostet Geld, manchmal sogar sehr viel Geld.
Wer in ein Geschäft, Cafe, Restaurant, Hotel, Behörde oder Freizeitpark möchte, muss einen bestimmten QR-Code scannen. Dann erscheint ein grünes Go mit dem eigenen Foto und man wird eingelassen. Besonders streng wird dies in der Hauptstadt Peking und den Nordprovinzen kontrolliert.
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